Die Wertheimer Burg ist bis heute das Wahrzeichen der Stadt. Hier lebten auch viele Tiere. Im "Hasengarten" zwischen Burg und Main hielt man Hasen, im "Hirschgraben" zwischen Burg und heutiger Mühlenstraße vermutlich Hirsche. Ihr Fleisch war fester Bestandteil des höfischen Speiseplans. Zum höfischen Leben gehörte auch die Jagd, und deshalb lebten auch Jagdhunde auf der Burg. Die Wertheimer Hunde hatten einen guten Ruf, sie waren offenbar gut ausgebildet. Graf Georg II. (gestorben 1530) wurde von seinen adeligen Nachbarn bisweilen gebeten, ihnen Jagdhunde zu überlassen. Gut verpflegt wurden die Tiere auch: Tag für Tag erhielten sie Weißbrot, wie die Rechnung des Burgvogts festhielt. In der Rechnung werden die Tiere einmal als "große englische Hunde" bezeichnet, vermutlich Doggen, die in ganz Europa gerne zum Jagen abgerichtet wurden.
1610 wurde für die Hunde ein eigener "Hundestall" errichtet. Er lag unten in der Linkskurve am Aufgang zur Burg - möglichst weit von der oberen Burg entfernt. Aber nicht nur die furchterregenden Jagdhunde lebten in der Burg, sondern auch ganz normale Hunde. In einer wichtigen Quelle zur Burggeschichte, der Hofordnung des Grafen Ludwig von Stolberg, wird extra festgehalten, dass über Nacht keine Hunde in der Hofstube bleiben durften. Trotz solcher Vorsichtsmaßnahmen ging manchmal etwas schief: Im Jahr 1624 musste der Glaser Scheiben in der Schneiderei ersetzen, "so die Hund ganz zerbrochen". Und das am 2. Januar, also mitten im Winter.
Seit dem Mittelalter gehörten auch zur Jagd abgerichtete Falken zu einem Adelshof. Auch die Wertheimer Falken waren beliebt: 1515 schrieb Steffen Rüdt von Bödigheim an Graf Georg, er habe gehört, dass "Euer Gnaden etlich Vogel hab", verbunden mit der Bitte, ihm doch welche abzugeben. Graf Georg wies die Bitte ab und rückte kein Tier heraus. Er habe selbst nicht mehr als fünf Falken, schrieb er als Antwort, und sei dazu gerade im Begriff, dem Falkner einen neuen Knecht zu bestellen. Dann erwähnte er noch seine Vermutung, der Bödigheimer brauche die Vögel gar nicht für sich selbst, sondern wolle sie nur verschenken. Das war unverblümt gesprochen, und Graf Georg bat abschließend noch darum, ihm die Absage nicht zu verdenken. Höflichkeit hatte ihre Grenzen, wenn es um die eigenen Greifvögel ging. Für uns heute ist die stattliche Zahl von fünf Falken interessant, die damals auf der Wertheimer Burg lebten und von einem Falkner für die Jagd trainiert wurden. Jagdhunde und Jagdvögel gehörten über Jahrhunderte zur Burg: Um 1610 gibt es Belege, dass dem Grafen Friedrich Hunde geschenkt wurden und einmal auch ein Habicht "zu Vermehrung deroselben gräflichen Lusten", wie der Schenkende schrieb.
Noch höher lag die Zahl die Pferde auf der Burg. Im Jahr 1606 unterhielt Graf Ludwig zu Löwenstein 23 Pferde plus sieben Pferde für seine bewaffneten Knechte. Dazu kamen noch Pferde, die seine Söhne für ihre Knechte im Stall hatten. Welche Folgen die Pferde, die Hunde und die Vögel für die sanitären Verhältnisse und den Geruch auf der Burg hatten, wollen wir uns lieber gar nicht vorstellen. Einen Schweinestall gab es übrigens auch. Zum Glück lag die Burg ja auch hoch oben.
Die Tiere mussten versorgt werden. Bei den Pferden waren nicht nur die eigenen zu füttern, sondern auch die reitbaren Untersätze aller Amtleute, Schultheißen und sonstigen Besucher, die die Burg besuchten. Ein Futterregister von 1570 erwähnt zusätzlich zu dem Futter im „Herrenstall“ täglich etwa zehn weitere Pferde von Besuchern und Bediensteten. Manch einer scheint regelrecht die Gewohnheit gehabt zu haben, täglich zur Fütterung seines Pferdes auf die Burg zu reiten. Die erwähnte Hofordnung des Stolbergers versuchte deshalb, die Haferausgabe an Besucher zu regeln. Sie sollte nur einmal am Tag erfolgen. Um zwei Uhr nachmittags gab der Kornschreiber das Futter aus.
Auch die Kutschen wurden übrigens auf der Burg geparkt. Im Jahr 1594 wurden die Gebäude zwischen dem Löwensteiner und dem Kriechinger aufgeteilt, eine weitere wichtige Quelle zur Geschichte der Burg. Diese Teilung erwähnt einen eigenen "Kutschenstall". Gut zehn Jahre später hatte der Löwensteiner vier Kutschen in seinem Besitz. Die Knechte werden geflucht haben, wenn sie die Kutschen zum Einparken auf die Burg fahren mussten.
Tiere lebten nicht nur auf der Burg, sie starben dort auch. Die Burg verfügte über ein eigenes Schlachthaus, sodass nur der Schlachter kommen musste. In der Rechnung von 1622 sind "Samuel und sein Weib" festgehalten, "als sie 2 Schwein und 1 Kalb gestochen". Einmal wird ein Ochse geschlachtet, „so ufm Schloß gemäst worden“. Auf der Burg wurde also auch Schlachtvieh gemästet.
Druck: Fränkische Nachrichten 07.02.2012